Donnerstag, 12. Mai 2016

George Clooney und Julia Roberts adeln Cannes

Der Thriller „Money Monster“ brachte eine wahre Invasion von Stars nach Cannes. George Clooney und Jodie Foster verhalfen Julia Roberts zu ihrem Debüt am roten Teppich der Croisette.
Foto: Katharina Sartena

George Clooney als Finanzguru in Lebensgefahr: „Ein Film mit vielen Schichten, die man freilegen kann, und das alles auf Basis einer Drei-Personen-Konstellation“, sagt Regisseurin Jodie Foster. Sie stellte beim Filmfestival von Cannes am Donnerstag ihre vierte Regiearbeit „Money Monster“ vor, in der Clooney als New Yorker TV-Moderator Lee Gates vor laufender Kamera gekidnappt wird. Und zwar von einem Familienvater (Jack O’Donnell), der auf einen der Anlage-Tipps des TV-Finanzberaters gehört hat - und verlor. Ein Racheakt im Live-Fernsehen, im Regieraum mit großer Nervosität verfolgt von der Produzentin der Show, Patty Fenn, gespielt von Julia Roberts. Der Film, der am 26. Mai regulär in den heimischen Kinos anläuft, erzählt dieses Kidnapping in Echtzeit. Hochspannung ist garantiert, denn Jodie Foster beherrscht auch hinter der Kamera ihr Handwerk. Der Thriller, der in Cannes außer Konkurrenz gezeigt wurde, ist zumindest nach Hollywood-Maßstäben durchaus innovativ und plottechnisch „wendig“ - vor allem in Bezug auf die Finanzwelt und deren dunkle Machenschaften. „Es ist ein typischer Studio-Film, realisiert zu einem moderaten Budget. Ich glaube, die Leute wollen Filme, die sie zum Nachdenken anregen. ‚Money Monster‘ ist ein Beweis dafür, dass man solche engagierten Filme auch heute noch drehen kann, und zwar unter der Ägide eines großen Studios“, sagt Foster. 
Es gibt im Film aber auch launige Momente, etwa eine Tanzeinlage von Mr. Clooney, der sich selbst als den „schlechtesten Tänzer der Welt“ bezeichnet. Weil seine Figur Lee Gates aber seine Finanzinhalte mit Show-Elementen verknüpft, musste der Tanz stattfinden: „Als Jodie mir das Script zeigte, dachte ich, wir drehen ein Musical“, sagte Clooney in Cannes. „Alle am Set haben sich lustig über mich gemacht, als sie die Dreharbeiten dieser Szenen verfolgten“.
Aber weil Clooney ein Profi ist, ließ er sich zu diesen dramaturgisch notwendigen Einlagen überreden. Jodie Foster: „Ich kann als Regisseurin gar nicht dankbar genug sein, mit jemandem zu arbeiten, der ebenfalls ein großartiger Regisseur ist“, spielt sie auf Clooneys eigene Arbeiten an. „Das gute ist: Sobald du vor der Kamera Erfahrung hast, tust du dir auch hinter der Kamera leichter, die Schauspieler zu führen“, meint Clooney. „Jodie weiß, wie man mit Schauspielern sprechen muss. Sie bringt sie sogar zum Tanzen“, lacht er.
Julia Roberts, im Film als TV-Produzentin zu sehen, hat sich für den Part gut vorbereitet: „Das Drehbuch las sich sehr aufregend“, sagt sie. „Ich habe in den Regieräumen von Fernsehstationen recherchiert, wie die Senderkommunikation funktioniert. Und wie sehr man bei Live-Sendungen unter Druck steht. Diese Leute leisten wirklich harte Arbeit“.
Für Roberts brachte die „Money Monster“-Premiere in 48 Lebensjahren übrigens die allererste Reise nach Cannes: „Es ist ein total verrücktes Festival, die Leute hier lieben Filme“. Diese weise Erkenntnis hat ihr Jodie Foster schon voraus, wenngleich ihr erster Besuch auch schon eine Ewigkeit zurückliegt. „Ich war das erste Mal in Cannes mit der Premiere von ‚Taxi Driver‘. Damals war ich 12“, sagt die heute 53-Jährige. „Damals war das Festival noch viel chaotischer als heute. Und es war der Beginn meiner Schauspiel-Karriere“.

Der erfolgte bei Roberts erst gut 13 Jahre später, als sie 1989 mit „Pretty Woman“ berühmt wurde. Schon damals gab es eine kurze Überschneidung von Fosters und Roberts’ Karriere: Foster hätte seinerzeit beim Casting um ein Haar den Part der Pretty Woman bekommen… Die jüngere US-Filmgeschichte wäre dann mit Sicherheit anders verlaufen.

Matthias Greuling, Cannes

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