Montag, 10. Februar 2014

Lars von Trier provoziert auch ohne Worte / Nymphomaniac Premiere in Berlin

Lars provoziert: "Persona non grata - Official Selection". (Foto: Katharina Sartena)
Dass er nicht mehr mit Journalisten spricht, seit er in Cannes 2011 über seinen „Nazi“-Sager gestolpert ist, hat Lars von Trier bislang eisern durchgezogen – selbst beim Interview-Junket in seiner Heimatstadt Kopenhagen im Dezember, an dem ich teilnahm, fehlte er.


Nun hat er die Reise nach Berlin angetreten, wo man den ersten Teil der Langfassung von „Nymphomaniac“ außer Konkurrenz zeigte. Zum Fototermin war Lars von Trier zwar erschienen – nicht aber zur nachfolgenden Pressekonferenz. Den Fotografen präsentierte er sich mit einem provokanten T-Shirt, auf dem das Logo der Filmfestspiele von Cannes prangte, mit dem Untertitel „Persona non grata – Official Selection“ – eine Anspielung auf das Festival, das ihn 2011 zur unerwünschten Person erklärte und ihn gar mit einem Bann belegte, der ihm verbot, sich dem Festivalpalais zu nähern. 

Lars mag keine Fotografen. (Foto: Katharina Sartena)
Gleich nach dem Fototermin suchte von Trier das Weite und überlies seinen Darstellern Uma Thurman, Stellan Skarsgard, Stacy Martin, Shia LaBeouf und Christian Slater das Podium der Pressekonferenz – und auch dort war der Cannes-Entgleiser Thema. Die Frage eines Journalisten, ob der zweite Teil von „Nymphomaniac“ in Cannes seine Premiere feiern würde, quittierte man mit dem Satz: „Wir sind jetzt in Berlin, wir sprechen nicht über Cannes“. Shia LaBeouf verließ dann sogar demonstrativ das Podium und kehrte auch nicht mehr zurück. Die Produzentin des Films, Louise Vesth, sagte: „Sie alle haben das T-Shirt gesehen, vielleicht ist das selbsterklärend“.

Christian Slater, Stacy Martin, Stellan Skarsgard, Uma Thurman. (Foto: Katharina Sartena)

Der T-Shirt-Gag des Lars von Trier wirkt auch wie die trotzige Reaktion eines kleinen Jungen. Aber fest steht: Der dänische Regisseur schafft es auch ganz ohne Worte zu provozieren.


Matthias Greuling, Berlin

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