Dass er nicht mehr mit Journalisten spricht, seit er in
Cannes 2011 über seinen „Nazi“-Sager gestolpert ist, hat Lars von Trier bislang
eisern durchgezogen – selbst beim Interview-Junket in seiner Heimatstadt
Kopenhagen im Dezember, an dem ich teilnahm, fehlte er.
Nun hat er die Reise nach Berlin angetreten, wo man den
ersten Teil der Langfassung von „Nymphomaniac“ außer Konkurrenz zeigte. Zum
Fototermin war Lars von Trier zwar erschienen – nicht aber zur nachfolgenden
Pressekonferenz. Den Fotografen präsentierte er sich mit einem provokanten
T-Shirt, auf dem das Logo der Filmfestspiele von Cannes prangte, mit dem
Untertitel „Persona non grata – Official Selection“ – eine Anspielung auf das
Festival, das ihn 2011 zur unerwünschten Person erklärte und ihn gar mit einem
Bann belegte, der ihm verbot, sich dem Festivalpalais zu nähern.
Lars mag keine Fotografen. (Foto: Katharina Sartena) |
Gleich nach dem Fototermin suchte von Trier das Weite und
überlies seinen Darstellern Uma Thurman, Stellan Skarsgard, Stacy Martin, Shia
LaBeouf und Christian Slater das Podium der Pressekonferenz – und auch dort war
der Cannes-Entgleiser Thema. Die Frage eines Journalisten, ob der zweite Teil
von „Nymphomaniac“ in Cannes seine Premiere feiern würde, quittierte man mit
dem Satz: „Wir sind jetzt in Berlin, wir sprechen nicht über Cannes“. Shia
LaBeouf verließ dann sogar demonstrativ das Podium und kehrte auch nicht mehr
zurück. Die Produzentin des Films, Louise Vesth, sagte: „Sie alle haben das
T-Shirt gesehen, vielleicht ist das selbsterklärend“.
Christian Slater, Stacy Martin, Stellan Skarsgard, Uma Thurman. (Foto: Katharina Sartena) |
Der T-Shirt-Gag des Lars von Trier wirkt auch wie die
trotzige Reaktion eines kleinen Jungen. Aber fest steht: Der dänische Regisseur
schafft es auch ganz ohne Worte zu provozieren.
Matthias Greuling, Berlin
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