Herrschaften wie Bill Murray oder Bradley Cooper waren schon
hier, und auch Christian Bale schaute vorbei – doch wenn George Clooney
auftaucht, dann herrscht wirklich Ausnahmezustand: Stunden vor der Premiere von
„Monuments Men“, seinem neuen Film über sieben US-Soldaten, die im Zweiten
Weltkrieg Kunstschätze vor den Nazis retten sollten, wurde der Berlinale-Palast
großräumig abgesperrt und von der Security penibel untersucht. Die Fans standen
schon zu Mittag vor dem Eingang, um das abendliche Flanieren ihres Idols über
den Roten Teppich an vorderster Front miterleben zu können. Unter den
Fotografen machte sich Unruhe breit, als es hieß, der Beginn des Fototermins
verzögere sich, weil es bei der Pressevorführung des Films einen medizinischen
Notfall gegeben hatte, der die Vorführung unterbrach.
Im Tanzschritt zur Pressekonferenz. (Foto: Katharina Sartena) |
Und dann kam, sah und siegte Clooney. Obwohl sein neues Werk
von der Filmkritik ordentlich geprügelt wurde, ist das im Moment seines
tatsächlichen Aufkreuzens alles egal: Nur der Clooney zählt – da können seinen
prominenten Begleiter noch so um die Wette strahlen und Grimassen schneiden:
Immerhin schien es auch Matt Damon, Jean Dujardin, John Goodman und Bill Murray
jede Menge Spaß zu machen, mit Clooney in Berlin einzufallen. Alle zusammen
tanzten dann vom Fototermin in die Pressekonferenz – in Form einer
Partyschlange.
Spaß, Spaß, Spaß. (Foto: Katharina Sartena) |
Aber was soll man schon groß zu einem einigermaßen
verpatzten Film wie „Monuments Men“ sagen, der in all seiner Bombastik und
seiner Klischee-Ästhetik eine Art Anti-Nazi-Komödie mit ein paar ernsten
Momenten zu sein versucht, aber selbst daran scheitert? Clooney, der für
Regiearbeiten wie „Good Night, and Good Luck“ oder „The Ides of March“ durchaus
zu Recht für sein politisch motiviertes, handwerklich ausgezeichnetes Kino gelobt
wurde, hat sich in „Monuments Men“ eindeutig überhoben – hier steht der
Unterhaltungswert im Vordergrund, Message gibt es keine. Außer vielleicht
diese, denn im Film heißt es einmal: „Für Kunst lohnt es sich zu sterben“. Nun
ja.
Der Goldene Bär und George Clooney. (Foto: Katharina Sartena) |
Möglicherweise ist Clooney filmischer Ansatz der saloppen
Mainstreaminszenierung des Krieges aber seiner Nostalgie an frühere Tage
geschuldet: „Wir wollten etwas Unzynisches machen, und zwar auf eine Art, die
wir in unserer Jugend geliebt haben“, sagte Clooney in Berlin. „Nazi-Stoffe
ziehen in Hollywood noch immer sehr gut“. Vor dem Hintergrund dieser Erklärung
scheint „Monuments Men“ vor allem für ein US-Publikum gedacht, das Krieg,
Komödie, Kunst und Handwerk generell in einer undifferenzierten Umgebung
konsumieren möchte, anstelle darüber einen zumindest gedanklichen Diskurs zu
führen. Hätte „Monuments Men“ ein versierter Mainstream-Regisseur gemacht, wäre
all das entschuldigt – und auch die Tatsache, dass das in den Berliner
Babelsberg-Studios gefakte Altaussee nun wirklich nicht wie Altaussee aussieht.
Einem sonst so intelligenten Regisseur wie Clooney kann man diese Patzer
allerdings nicht durchgehen lassen.
Aber was soll’s? Es zählt ohnehin nur die Show. Das Tänzchen
bei der Clooney-Pressekonferenz wird sich in allen Zeitungen finden, und auch
in diesem Blog. Was zählt, sind die Bilder, die für Zerstreuung sorgen. Sodass
es schnell klar ist: Der Spaß ist die Message.
Matthias Greuling, Berlin
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