Tim Roth mit Nicole Kidman (Foto: Katharina Sartena) |
Kidman aber geht damit recht salopp um. Immerhin spielt sie
in dem Cannes-Eröffnungsfilm „Gracce of Monaco“ niemand geringeren als die
einstige Fürstin von Monaco, Grazia Patrizia. Die hieß im bürgerlichen Leben
Grace Kelly und war einer der größten Filmstars ihrer Zeit, bevor sie Fürst Rainier heiratete, um ihren Wunsch nach
einer Familie zu stillen. Dass sie in Monte Carlo nicht immer glücklich war,
zeigt nun dieser Film von Olivier Dahan. Allein, dass die Kidman mit 46 Jahren Grace
Kelly spielt, als diese 33 war, zeugt vom großen Selbstbewusstsein, dass man in
dieser umkämpften Branche haben muss. Kidman hat es. Mit Recht.
Nicole Kidman in Cannes (Foto: Katharina Sartena) |
Um den Film gab es im Vorfeld viele Negativ-Schlagzeilen:
Harvey Weinstein wollte den Film partout nicht in den USA herausbringen, weil
er mit dem Schnitt nicht einverstanden war. Das hat sich mittlerweile erledigt;
er und Dahan haben sich doch noch geeinigt. Weniger friedlich fiel das Urteil
der monegassischen Fürstenfamilie aus, die „Grace of Monaco“ ablehnt, weil der
Film „historisch ungenau“ sei. Der Fürst und seine Familie blieben der
Cannes-Premiere deshalb demonstrativ fern.
„Ich finde das sehr schade“, sagte Nicole Kidman in Cannes.
„Denn der Film greift Grace und die Familie nicht an. Er ist fiktionalisiert
worden, klar. Aber wenn sie den Film sehen würden, würden sie begreifen, dass
wir darin nur in großer Liebe und Bewunderung für Grace Kelly schwelgen“.
Für Kidman war es ein Novum, „als Hollywood-Star einen
anderen Hollywood-Star zu spielen. Es gab schon viele Rollen, in denen ich eine
tatsächlich lebende Person dargestellt habe“, sagt Kidman. „Aber noch nie einen
Star und noch nie eine Prinzessin“. Sechs Monate lang habe Kidman für die Rolle
alle Filme von Grace Kelly studiert, vor allem jene drei, die sie mit Alfred
Hitchcock drehte: „Bei Anruf Mord“ (1954), „Das Fenster zum Hof“ (1955) und
„Über den Dächern von Nizza“ (1956). „‘Das Fenster zum Hof‘ ist mein absoluter
Lieblingsfilm mit Grace“, erzählt Kidman.
Hitchcocks Filme definieren darob auch den visuellen Stil
des Films, bestätigt Regisseur Olivier Dahan. „Der Film ist kein Bio-Pic,
sondern ein Porträt. Und zugleich auch ein Film über das Kino selbst, denn ich
erzähle über eine leidenschaftliche Schauspielerin“, so Dahan. „Der Film sollte
komplex und zugänglich zugleich sein“. Ein Spagat, der leider nicht wirklich
gelang – zu schleppend inszeniert, zu wenig spürbare Leidenschaft für seine
Hauptfigur.
Nicole Kidman mit Paz Vega (Foto: Katharina Sartena) |
Dabei hätte ein Grace-Kelly-Porträt durchaus Stoff für
großes Kino geboten, meint auch Nicole Kidman: „Grace Kelly gewann sehr jung
einen Oscar und dann verließ sie Hollywood, um eine Familie zu gründen. Bald
aber merkt sie, dass die Leidenschaft fürs Filme Drehen noch ganz stark in ihr steckt.
Ich kann das sehr gut nachvollziehen: Man kann sich seiner wahren Leidenschaft
im Leben nicht entziehen, wenn man ein kreativer Mensch ist“.
Eine Gemeinsamkeit, die Kidman an sich und Grace Kelly
entdeckt haben will. „Es gibt überhaupt etliche Parallelen zwischen mir und
Grace Kelly“, findet Kidman. „Es gibt aber auch Unterschiede: Ich habe zum
Beispiel keinen Prinzen geheiratet“, lacht sie in Anspielung auf ihren Ehemann
Keith Urban. Zumindest sei er doch ein kleiner Prinz für sie, nämlich „einer vom
Lande“.
Matthias Greuling, Cannes
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