Mit „Deux jours, une
nuit“ könnten die Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne die Goldene Palme holen –
zum bereits dritten Mal. Maßgeblich daran beteiligt: Hauptdarstellerin Marion
Cotillard.
Marion Cotillard (Foto: Katharina Sartena) |
Cannes-Festivalchef Thierry Frémaux hat „Deux jours, une nuit“ von den Brüdern Jean-Pierre und Luc Dardenne als „belgischen Western“ bezeichnet, und das, obwohl die Dardenne-Brüder sich sonst nicht gerade durch spektakuläre Showdowns auszeichnen, sondern eher durch stilles, vielschichtiges Kino über die sozialen Verhältnisse ihrer Filmfiguren. Dieser feinfühlige Umgang mit komplexen Lebensverhältnissen hat den Dardennes bereits zwei Mal die Goldene Palme eingebracht (für „Rosetta“ und „The Child“).
Diesmal ist
Marion Cotillard die Hauptfigur im neuen Dardenne-Drama: Sie spielt eine Frau
aus der Arbeiterklasse, die nur ein Wochenende Zeit hat, um für den Erhalt
ihres Jobs zu kämpfen. Gemeinsam mit ihrem Mann zieht sie umher, um ihre Chefs
davon zu überzeugen, auf ihre Boni zu verzichten; nur so würde ihr Arbeitsplatz
weiter bestehen. Die Dardenne-Brüder beschäftigen sich mit „Deux jours, une
nuit“ mit der Wirtschaftskrise, die Europa in den letzten Jahren fest im Griff
hatte, und mit den Auswirkungen der Krise auf die Menschen. Sie legen ein
hochqualitatives Drama voller Intensität vor, das famos gespielt ist. Durchaus
ein Kandidat für die Goldene Palme.
„Die Krise
hat die Solidarität unter den Menschen nicht gesteigert. Solidarität muss
aufgebaut werden, sie entsteht nicht von selbst“, sagte Luc Dardenne in Cannes.
„Solidarität ist eine moralische Entscheidung. Wie man in unserem Film sieht,
gibt es doch noch Menschen, die diese Entscheidung im Sinne ihrer Mitmenschen
treffen“.
Marion Cotillard in Cannes. (Foto: Katharina Sartena) |
Für
Cotillard ist der Schlüssel zur Arbeit mit den Dardennes die sorgfältige
Vorbereitung gewesen; „Nichts an diesem Film wurde improvisiert, hier wurde
alles genau geplant“, sagt Cotillard. „Das ist überhaupt die Voraussetzung dafür,
wenn man wahrhaftiges Kino machen will“.
Jean-Pierre und Luc Dardenne küssen ihren Star. (Foto: Katharina Sartena) |
Diese
Wandelbarkeit möchte Cotillard in Hinkunft gerne noch intensivieren: „Ich möchte
gerne endlich mal in einem Actionfilm mitspielen“, sagte sie. Und: „Mich
fasziniert schon lange die Idee, einmal einen Mann zu spielen. Das wäre sicher
aufregend“.
Matthias Greuling, Cannes
Dieser Beitrag ist auch in der Wiener Zeitung erschienen.
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