Modeschöpfer Tom Ford zeigt im Wettbewerb beim Filmfestival von Venedig seine zweite Regiearbeit „Nocturnal Animals“.
Von Matthias Greuling, Venedig
Sieben Jahre ist es her, dass Tom Ford bei den Filmfestspielen von Venedig sein Spielfilmdebüt gab. Für sein visuell ansprechendes und sensibel erzähltes Männerportrait „A Single Man“ wurde der Modedesigner 2009 von den Kritikern gefeiert, Hauptdarsteller Colin Firth mit dem Coppa Volpi für den besten Schauspieler geehrt. Jetzt ist Ford an den Lido zurückgekehrt, um im Wettbewerb des ältesten Filmfestivals der Welt sein neues Werk vorzustellen.
Tom Ford (Foto: Katharina Sartena) |
Wie schon „A Single Man“ ist auch „Nocturnal Animals“ eine Literaturverfilmung, basierend auf dem Roman „Tony and Susan“ von Austin Wright, wenngleich diesmal eine Frau im Mittelpunkt der Geschichte steht: Susan (Amy Adams) ist eine erfolgreiche Galeristin, in zweiter Ehe unglücklich verheiratet mit einem sie betrügenden Gatten. Eines Tages erhält Susan von ihrem Ex-Mann Edward (Jake Gyllenhaal) per Post ein Manuskript seines neuesten Buches mit dem Titel „Nocturnal Animals“. Darin wird die Geschichte des Mathematikprofessors Tony erzählt, der Frau (Isla Fisher) und Tochter auf einer Autoreise durch Texas durch ein entsetzliches Verbrechen verliert. Je mehr Susan in die Geschichte eintaucht, desto mehr erkennt sie darin ihre eigene dunkle Vergangenheit wieder.
„In diesem Film“, so Tom Ford in Venedig, „steckt viel von mir selbst drin. Ich bin in Texas aufgewachsen und weiß, wie die Menschen dort sind. Und ähnlich wie der sensible Tony war auch ich keiner dieser typisch männlichen Texas-Männer.“ Der 55-Jährige zeichnet nicht nur für die Regie sondern auch für das Drehbuch verantwortlich, hat die in den 1930er Jahren angesiedelte Romanvorlage allerdings für die Kinoleinwand adaptiert: „Die für mich wichtigen Themen waren Loyalität und das Brechen von Herzen, was passiert, wenn man von Menschen, die man liebt, enttäuscht wird. Denn das ist schließlich ein Gefühl, das jeder von uns kennt.“
Wie schon Fords Regiedebüt überzeugt auch sein zweites Werk durch eine bestechende optische Umsetzung und einprägsame Bilder. Dennoch ist „Nocturnal Animals“ streckenweise zu konventionell erzählt. Rache, gebrochene Herzen, Einsamkeit, kulturelle Übersättigung der modernen Gesellschaft – alles Themen, die Ford in seinen Film packt, sie dabei aber meist nur streifen kann. Dennoch schafft es „Nocturnal Animals“, mit seinen beiden Hauptdarstellern zu überzeugen. So glänzt Amy Adams in der Rolle einer Frau, die vor einem radikalen Wechsel ihres Lebens steht und Jake Gyllenhaal ist ein berührender Antiheld, der durch seinen Roman an seiner Ex-Frau späte Rache nimmt.
Kameraeinstellungen, Farben, Formen, Kleidung – Elemente, die auch in Tom Fords zweitem Film eine dominante Rolle spielen, wenngleich eine deutlich geringere als in „A Single Man“. Der Designer und Regisseur bestreitet, dass Stil bei ihm immer Vorrang hat: „Nur, weil ich Modeschöpfer bin, steht das Visuelle bei mir nicht über allem. Es ist mir wichtig, ja – aber in erster Linie soll es die Geschichte unterstützen und etwas transportieren.“ Ab 10. November können sich heimische Kinogeher davon ein Bild machen, ob Ford das gelungen ist.
(Auch in der WZ erschienen)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen