„Arrival“ von Denis Villeneuve lief im Wettbewerb von Venedig. Hauptdarstellerin Amy Adams findet gut, nicht alles zu wissen, was kommt.
Amy Adams, Jeremy Renner (Foto: Katharina Sartena) |
Aliens, die auf die Erde kommen und der Menschheit damit mehr oder weniger Freude bereiten – eine Thematik, an der sich Hollywood in den vergangenen Jahrzehnten durchaus, und dies in höchst unterschiedlicher Qualität, abgearbeitet hat. Dass es auch in diesem Genre durchaus noch Neues zu entdecken gibt, beweist bei den Filmfestspielen von Venedig aktuell der Wettbewerbsfilm „Arrival“. In der Verfilmung der Kurzgeschichte „Story of Your Life“, von Science-Fiction-Autor Ted Chiang, landen zwölf Raumschiffe an den unterschiedlichsten Orten der Erde, versetzen die Menschen in Panik, führen zu Plünderungen und Aufständen. Um Kontakt mit den unbekannten und sich friedlich verhaltenden Wesen aufzunehmen, engagiert das US-Militär die renommierte Linguistin Louise Banks (Amy Adams). Die zahlreiche Sprachen sprechende Wissenschafterin soll herausfinden, was genau die Aliens, die sich die ganze Zeit über in ihren Raumschiffen verstecken, genau wollen. An ihrer Seite: der Mathematiker Ian Donnelly (Jeremy Renner). Doch das erste Zusammentreffen mit den fremden Wesen erweist sich als schwierig, verwenden sie doch statt Sprache unbekannte Zeichen, um ein Vielfaches komplexer als jede nur erdenkliche bekannte Sprache. Hinzu kommt, dass immer mehr Staaten die neuen Wesen mit Waffengewalt vertreiben möchten – und niemand weiß, wie diese darauf reagieren werden. Im Zuge der Recherchen zur Bedeutung der Symbole wird Louise intensiv mit ihrer eigenen schmerzvollen Familiengeschichte und dem größten Verlust ihres Lebens konfrontiert.
Anders als die meisten cineastischen Aliengeschichten geht es in dem spannenden und visuell ansprechenden Film von Regisseur Denis Villeneuve („Sicario“) nicht um den Kampf Mensch gegen Alien, sondern um Kommunikation, Verständnis und Akzeptanz. In langen, mehr an einen klassischen Krimi denn an einen Thriller erinnernden Sequenzen wird die Frage nach der Botschaft der Außerirdischen zum zentralen Handlungselement – und wie Louise, von Adams überzeugend und mit großer Tiefe verkörpert, mit ihnen sprachlich und visuell in Kontakt tritt.
Für die in Venedig frenetisch beklatschte Hauptdarstellerin ist „Arrival“ nicht nur ein Film über Kommunikation, sondern auch einer über eine liebende Mutter: „Ich bin selber Mutter und weiß nur zu gut, was dieses ganz besondere Band zu einem Kind bedeutet. Deshalb hat mich das Drehbuch schon nach den ersten Zeilen angesprochen und ich wollte diese Rolle unbedingt spielen“, meint Adams im Gespräch.
Das Wissen um die eigene Zukunft und der Umgang damit, ein ebenfalls zentraler Bestandteil des Films, sind Fähigkeiten, die die 42-jährige Amerikanerin keinesfalls besitzen möchte, würde es ihr doch all zu viel Angst machen: „Es ist nun einmal so, dass das Leben auch seine Schattenseiten hat und die Zukunft nicht immer rosig ist. Denn jeder von uns wird mit Verlust und Trauer konfrontiert. Und das sind Dinge, die ich nun wirklich nicht vorab erfahren wollen würde. Keine von uns kann sagen, was die Zukunft bringen wird, und gerade deshalb müssen wir auch im Moment leben und ihn so intensiv wie nur möglich genießen.“
Matthias Greuling, Venedig
(Auch in der WZ erschienen)
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