Valeria Golino (l.) mit Jasmine Trinca. Foto: Festival de Cannes |
Golino findet für das schwierige und anstößige Thema in „Miele" genau die richtige Mischung aus Nähe und Distanz, wunderbar verkörpert von der kühlen und zugleich herzlich-emotional agierenden Jasmine Trinca. Es ist ein Regiedebüt von großer inszenatorischer Dichte, in dem die für viele italienische Produktionen typische Verkitschung der Gefühle ausbleibt. Nur am Ende setzt Golino dann doch noch einige Noten zu viel in dieser ansonsten so stimmigen Sinfonie über die scheinbare Diskrepanz zwischen Leiden und Lebenslust.
„Das Thema Sterbehilfe ist derzeit im Kino sehr gefragt", sagt Golino. „In Frankreich und Italien wird es stark diskutiert, auch in den Filmen, und letztlich ist selbst Hanekes ‚Amour‘ ein Beitrag dazu". Golino, die sowohl das Drehbuch verfasste als auch Regie führte, wollte selbst aber nicht im Film mitspielen. „Ich habe eine Zeit lang überlegt, ob ich eine Rolle für mich darin sehe. Aber ich habe mich dagegen entschieden, denn ich wollte voll auf den Job hinter der Kamera fokussieren". Insgesamt vier Jahre bereitete Golino den Film vor, „weil es vor allem sehr schwer war, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen", sagt sie. Das liege auch am Thema. „Niemand will sich gerne mit dem Sterben konfrontieren, deshalb ließen viele Produzenten die Finger von dem Projekt. Aber es ist wichtig und auch die Aufgabe des Kinos, unangenehme Themen zu verhandeln".
Matthias Greuling, Cannes
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