Auch am Lido von Venedig gilt dieses Motto. Denn hier, auf
der Venedig vorgelagerten Insel, einem Bollwerk gegen das Meer quasi, rauben
die Fluten nun mal gerne Land und die Gebäude leiden darunter. All der Sand und
die salzige Luft, man kennt das ja. Rost ist bei den Italienern derzeit nicht
nur als Modefarbe beliebt, sie kommt auch zuhauf in der Natur vor (und früher
auch bei den nicht verzinkten Fiats).
Zumindest an jenen Plätzen am Lido, wo die Natur sich das von den
Menschen Aufgebaute zurückerobert. Bei alten Waschanlagen etwa, wie dieses Foto
zeigt:
Gleich hinter der touristischen Hauptstraße des Lido liegt dieses Prachtstück vergangener Freiluft-Autowäschetage. Foto: Greuling |
Aber man tut den Italienern ja unrecht: Vor ein paar Jahren
noch war der Lido eine Pensionisteninsel mit Schlaglöchern, heute wird dafür allerorts
gebaut und renoviert (die Pensionisten kommen immer noch). Viele Häuser zeigen
sich in neuem Anstrich (ja, genau, dem), die Anlegestelle der Boote ist nagelneu
und durchdesignt, aber auch schon ein bisschen rostig. Am Kreisverkehr wird
eifrig gearbeitet, das Hotel des Bains ist im zweiten Jahr der Renovierung
schon teilweise ausgehöhlt (in diesem legendären, voriges Jahr geschlossenen
Hotel sollen Apartments errichtet werden), und ab kommendem Jahr wird das
Excelsior, das zweite Nobelhotel generalsaniert.
All das passiert rund um den Neubau des Palazzo del Cinema,
um den seit Jahren gestritten wird, und der nun doch nicht kommen soll. Die
hässliche Baugrube mitsamt Asbestverseuchung, die drei Jahre lang frei lag (von
wegen Meeresluft!), ist vorerst zumindest teilweise provisorisch zugemacht
worden; der neue Leiter des Festivals, Alberto Barbera (der 62-Jährige war
schon 1998 bis 2002 hier der Chef) will also zeigen: Am Lido geht was weiter!
Stimmt. Nur in die Hinterhöfe darf man nicht schauen.
Neuerdings gibt es am Lido auch überall funktionierendes W-Lan,
was bei den technikversierten Italienern an ein Wunder grenzt (gegenteilige
Erfahrungen bitte posten!). Auch ein paar Schlaglöcher hat man zugemacht, dafür
die Kurzparkzonen ein bisschen ausgedehnt. Schließlich muss das alles ja jemand
bezahlen. Die Hoteliers sind wie üblich die größten Nutznießer dieses
Festivals: Das 1-Stern-Hotelzimmer , in dem ich wohne, kommt mit
2-Quadratmeter-Nasszelle, schiefem Kasten und – erraten: übermaltem (!)
Schimmel, kostet in diesem Jahr stolze 150 Euro pro Nacht. Der Preis unterm
Jahr liegt bei 30 Euro. Im Zimmer steht an der Tür die Preisinfo: „Max. 198,-
Euro“. Ich freue mich, denn wahrscheinlich hat mir der Hotelier Rabatt gegeben,
weil ich schon so lange komme.
Nur die Pizza (Margherita für 5 Euro) und der Café (1 Euro
an der Bar) sind gleich geblieben. Es gibt auch in Italien Dinge, die sind
heilig. Die ändern sich nie. Wie der Rost. Der bleibt auch.
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