Tom Hardy und Regisseur George Miller (Foto: Katharina Sartena) |
In der Filmgeschichte gibt es zahllose Belege dafür, dass
der Schuster lieber bei seinen Leisten bleiben sollte: Sylvester Stallone zum
Beispiel wird ewig der Rambo und Rocky bleiben – zwei Figuren, die ihn
weltberühmt gemacht haben. Arnold Schwarzenegger wird im Sommer als Terminator
zurück in die Kinos kommen – eine Rolle, die ihm seinerzeit auf den Leib
geschneidert wurde, sozusagen. Und die ihn auch nie mehr loslassen wird.
Was soll’s, denkt sich der ergraute Star von einst: Seine
Zeit in mittelklassigen Actionfilmchen verdingen, oder nochmal auf den Putz
hauen? Zweiteres ist für die meisten altgedienten Stars das Rezept der Stunde.
Und auch Regisseure (mit Ausnahme von George Lucas vielleicht) greifen gerne zu
Altbewährtem, oder zumindest zu dem, was einst Glanz und Glorie verhieß, und
jetzt ein wenig entstaubt werden muss.
Charlize Theron mit Sean Penn am Roten Teppich zu "Mad Max: Fury Road" (Foto: Katharina Sartena) |
„Mad Max“ ist so ein Beispiel – wobei der Staub zu diesem
Film regelrecht dazugehört. In der namibischen Wüste, die als Drehort diente,
ist es nämlich sehr, sehr staubig. In Cannes hat diese Neuauflage der „Mad
Max“-Serie nun Premiere gefeiert, dreißig Jahre nach dem dritten Teil. In
diesem Fall ist es George Miller, der den Reboot seines größten Filmerfolges
wagt. Miller hatte schon alle drei Teile inszeniert, in denen Mel Gibson den
Mad Max spielte.
Immerhin: Gibson wurde durch Tom Hardy ersetzt, und das ist vielleicht
das größte Verdienst dieser zweistündigen Daueraction. Noch einen Actionstar im
Rentneralter hätte es nämlich nicht gebraucht. Als Imperator Furiosa ist
Charlize Theron zu sehen. Das Ganze ist effekthascherisches Brimborium mit
tollen Bildern und noch tolleren Spezialeffekten. Cannes braucht solche Filme
genauso wie die hehre Filmkunst, denn sie bringen den nötigen Glamour an die
Croisette.
Anstatt eines Remakes siedelt Miller die Handlung im
postapokalyptischen Australien an, Jahre nachdem der neue Mad Max seine Familie
verlor. „Ich wollte nicht etwas erzählen, was ich schon erzählt hatte. Der
originale Mad Max soll den Zusehern so in Erinnerung bleiben, wie ich ihn
damals inszeniert habe“, sagte der Regisseur in Cannes. „Stattdessen habe ich versucht,
das Mad-Max-Universum zu erweitern“. Auch das der Versuch, die Klassiker von
einst nicht zu kopieren.
Weil Miller ein Regisseur der alten Schule ist, hat er auf
allzu viel Tricktechnik verzichtet. 80 Prozent der Special Effects sind
sozusagen „handgemacht“ und stammen nicht aus dem Computer. Die Stunts sind
echt, ebenso die Landschaft. Miller baute riesige, reale Sets in Namibia und
drehte den gesamten Film chronologisch.
Beinahe hätte Miller den Film schon 2003 realisiert, „doch
damals kamen uns Einfuhr-Bestimmungen in Namibia dazwischen“. Als dann der
Irakkrieg begann, wurde der Dreh komplett verschoben, das Projekt stand auf der
Kippe.
Der nun doch noch erfolgte Neustart von „Mad Max“ wird
übrigens nicht folgenlos bleiben. Im Vorfeld des Cannes-Filmfestivals hatte man
bereits gehört, dass Darsteller Tom Hardy bereits für drei weitere
„Mad-Max“-Filme unterschrieben hat. Könnte gut sein, dass diese Rolle dann auch
für immer an ihm klebt.
Matthias Greuling, Cannes
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